Nach der Neujahrspause möchte ich heute ein kurzes Update geben, bevor ich separate Artikel zu den einzelnen Neuigkeiten schreibe. Hier die wichtigsten Entwicklungen aus dem Januar in Kurzform:

Selbstverteidigung mit eBlocker jetzt kostenlos

Zum Schutz gegen Tracker, Profilbildung und andere Internet-Gefahren hatte ich 2014 das Startup eBlocker gegründet – damit sich jedermann selbst digital verteidigen kann und Datenschutz nicht völlig zwecklos bleibt. Leider war das Startup im Frühjahr 2019 jedoch an einer Finanzierungsrunde gescheitert, da sich der Investor kurz vor Abschluss völlig unerwartet zurück gezogen hat. Die Folge war eine traurige Insolvenz, bei der wir alle unsere Jobs verloren haben – aber nicht unsere Vision und unseren Einsatz für den Datenschutz.

Was macht der eBlocker?

Trotz intensivster Bemühungen war es uns im Rahmen der kurzen Insolvenz-Zeit leider nicht gelungen, einen Partner für die Weiterführung des Unternehmens oder der Technologie zu finden. Die marktreife eBlocker Technologie, die bereits tausende Kunden begeistert im Einsatz hatten, drohte im Nirwana zu verschwinden. Die Datenkraken hätten beinahe gewonnen…

Gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern meines eBlocker Teams, haben wir daher ein Konzept entwickelt, wie wir die Technologie retten und zukünftig einer möglichst breiten Nutzerschaft zur Verfügung stellen können: kostenlos, Open Source und Spenden-finanziert.
Dieses Konzept haben wir der Gläubigerversammlung vorgestellt und erhielten Ende November die richterliche Zustimmung zur Übernahme des geistigen Eigentums der eBlocker und Fortführung als Open Source.

Keine Geräte, geringe Kosten und ohne Investoren

Eine kurz vor Weihnachten gestartete Spendenkampagne zur initialen Finanzierung war sehr erfolgreich, so dass wir zuversichtlich sind, eBlocker unter neuen Vorzeichen langfristig weiter betreiben zu können: ohne aufwändige Geräte-Produktion – nur als Software zur Selbstinstallation für Raspberry Pi Mini-Computer und mit kontinuierlichen Updates, wie bisher.

Die Kosten für das Projekt halten wir dabei minimal, da wir ohne feste Mitarbeiter, ohne Büros und insbesondere ohne unberechenbare Investoren auskommen. Wir betreiben das Projekt ehrenamtlich, nebenberuflich und mit viel Engagement für den Datenschutz, denn wir wissen: Der Staat schützt uns Bürger leider nicht.

Transparente Kosten, Spenden-finanziert

Unser Ziel ist es, bald den gesamten, bisherigen eBlocker Leistungsumfang kostenlos für jedermann anzubieten. Zur Finanzierung der Kosten, wie beispielsweise die Lizenzierung bisheriger kommerzieller Schutzfilter, machen wir diese transparent, rufen zu Spenden auf und freuen uns über jede Unterstützung.

Ein erfolgreiches Open Source Projekt bedeutet immer auch eine rege Beteiligung durch die Community. Wir suchen daher weiter Freiwillige, die sich unserem Team anschließen und in allen Bereichen mitwirken: von der Software-Entwicklung, über die Administration bis zur Öffentlichkeitsarbeit.

Wer sich bei dem Projekt beteiligen möchte oder eine umfangreiche Schutzlösung vor Tracking, Werbung, Malware & Co. für alle seine Geräte sucht, findet alle Informationen auf www.eBlocker.org

In Datenschutzfällen wenig Neues

Leider entwickeln sich die hier diskutierten Datenschutzfälle insgesamt nicht sehr erfreulich. Im EU-Fall mit SONOS wollten die Niederländer den Fall einstellen, die Hamburger Aufsichtsbehörde hat aber Widerspruch eingelegt.

Interessant war ein Intermezzo mit AZ Direct, die einfach – ohne die geforderte Identifikation – auf Veranlassung Dritter meine Daten geändert haben. Ein „Versehen“, für das sich der Datenhändler entschuldigen musste – und dem ich aufgrund der Brisanz noch einen eigenen Beitrag widmen möchte.

Bei Lieferando hat sich die Berliner Aufsicht inzwischen für die lange Wartezeit entschuldigt, die alleine die Klärung der Zuständigkeiten in Anspruch nimmt. Geklärt ist bis heute nur immer noch nichts.

Trauerspiel SOS Kinderdörfer

Leider sehr traurig entwickelt sich der Fall mit den SOS Kinderdörfern, die zahlreiche Fragen unbeantwortet gelassen haben – trotz mehrfacher Nachfragen – auch beim bisher auskunftsfreudigen Pressesprecher.

Warum SOS Kinderdörfer als non-profit Organisation hier nachhaltig mauert, statt Transparenz zu üben, interessiert inzwischen auch andere Pressevertreter. Offenbar hat SOS Kinderdörfer etwas zu verbergen. Mehr dazu in einen ausführlichen Artikel, sobald die Recherchen abgeschlossen sind…

Dialog mit Bundesbehörde für Datenschutz (BfDI)

Ulrich Kelber, Foto: Bundesregierung/Kugler

Erfreulich war hingegen ein längeres Telefonat in der vergangenen Woche mit dem Leiter des Führungsstabes unseres Bundesdatenschutzbeauftragten Herrn Ulrich Kelber. Wenngleich ich viele besprochene Punkte auf Behördenwunsch nicht veröffentlichen kann, hatte ich den Eindruck, dass Kelbers Behörde insbesondere zum Thema Internet-Profilbildung meine Position teilt und hier auch vorgehen wird.

Zur Überprüfung dieser Aussage bereite ich gerade eine entsprechende Beschwerde über ein Telekommunikationsunternehmen vor, das in den Aufgabenbereich des Bundesdatenschutzbeauftragten fällt. Ein ausführlicher Artikel dazu folgt bald und wir informieren wieder per Web Push in Echtzeit, sobald es soweit ist.

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